Schindelmacher

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Das richtige Holz auswählen, es mit Fingerspitzengefühl spalten und dann jedes Stück mit dem Winkelmass anpassen: Das Können der Schindelmacher ist ebenso präzise wie zeitlos. In der Westschweiz gibt es heute nur noch eine Handvoll Menschen, die diese Kunst beherrschen. Unermüdlich pflastern sie Dächer und Fassaden mit Hunderten von Schindeln, diesen Brettchen aus gespaltenem Holz - meist aus Fichte -, die je nach Grösse und Produktionsregion auch Schindeln oder Schilf genannt werden. Alle nehmen im Laufe der Jahreszeiten einen silbergrauen Farbton an, der typisch für die Art und Weise ist, wie sich das Holz vor den Witterungseinflüssen schützt.
Die ersten Spuren der Verwendung von Schindeln in der Schweiz stammen aus der gallo-römischen Zeit in den heutigen Kantonen Solothurn und Zürich. Der Beginn einer langen Geschichte, denn im Mittelland wurde seine Verwendung erst im 17. und 18. Jahrhundert durch den Dachziegel verdrängt. In den Bergen blieb er bis ins 19. Jahrhundert hinein sehr präsent. Neue Materialien und Massnahmen zur Bekämpfung von Dorfbränden führten dazu, dass die Ziegel in den Ortschaften nicht mehr verwendet wurden.
Sie können an historischen Gebäuden, Alphütten und anderen Berghütten bewundert werden. Als Wahrzeichen der Voralpen wird geschätzt, dass die Schindeln an einer Fassade ein Jahrhundert lang halten können. Ein Beweis dafür, dass es sich um eine harte und wertvolle Arbeit handelt. Dieses Handwerk, das mehr als alles andere eine Leidenschaft ist und über hundert Jahre alt ist, ist dennoch durch die geringe Grösse des Marktes, auf dem es ausgeübt wird, bedroht.
