Friedhof von Jaun

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Der Friedhof von Jaun ist eine einzigartige Ruhestätte. Die Grabkreuzesind auf eine bestimmte Weise einheitlich und doch wieder sehr persönlichgestaltet. Den Ursprung dieser einzigartigen Sehenswürdigkeit verdanken wir Walter Cottier (1921-1995). Er war ein Original, Autodidakt, begnadeter Menschenkenner und Grabkreuzschnitzer.
Das Abenteuer begann 1948, als Walter Cottier, ein junger Mann voller Tatendrang, wohnhaft in Jaun, beschloss, das Grab seines Grossvaters auf seine Weise zu gestalten, da die Armut ihrer Familie es ihnen nicht erlaubte, einen Grabstein zu kaufen. Die Besonderheit an Cottiers Kreuzwand liegt darin, dass der Künstler auf der einen Seite das Leben der Verstorbenen in möglichst realistischer Form darstellt, die zweite Wandseite dagegen mystisch-symbolisch gestaltet. Im Jahre 1988 erhielt Walter Cottier für sein grossartiges Werk den Deutschfreiburger Kulturpreis.
Nach dem Tod von Walter Cottier, im Jahre 1995, trat Reinold Boschung dessen Erbe an. Der Künstler arbeitet ganz nach dem Prinzip seines Vorgängers. Es fällt sogleich auf, dass die Gestaltung der Grabkreuze eine äussere Einheit bildet. Diese ist auf das Friedhofreglement der Gemeinde zurück zu führen : Im Tod sind alle gleich.
Die Gestaltung der Kreuz-Rückenwand mit den dargestellten Motiven obliegt den Angehörigen der Verstorbenen in Zusammenarbeit mit dem Kreuzschnitzer. Ebenso ist es Sache der Angehörigenfür einen gepflegten Blumenschmuck zu sorgen. Nach 25 Jahren müssen die Grabkreuze wiederentfernt werden. Allerheiligen hat jeweils eine ganz besondere Bedeutung. In einer Gedenkfeier in der Kirche wird der Verstorbenen gedacht und auf dem Friedhof erinnern herbstliche Blumenfarben und ganz persönliche Symbolik an eines, das uns allen wartet: die Vergänglichkeit.
Je länger je mehr lassen sich heute Leute kremieren. Vor allem jene, die keine Nachkommen im Dorfhaben, welche für den Unterhalt der Grabmäler bei Erdbestattungen aufkommen können. Für sie wurde 1994 vom Freiburger Künstler Freddy Peissard das Urnengrab - an der Ostseite dieser Kirche - als denkwürdige Gedenkstätte kunstvoll eingerichtet.
EIN AUSSENMUSEUM
Die 12 hier aufgestellten Grabkreuze sind nichtchronologisch nach ihrer Entstehung eingereiht. Das älteste (hier ganz rechts), datiert von 1960. Dieses, wie alle übrigen, sind Zeitzeugen eines grossartigen Schaffens über die Zeitspanne von etwa 45 Jahren. Das nebenan aufgestellte Grabkreuz stand 25 Jahre für Walter Cottier auf demFriedhof. Geschaffen hat es Reinold Boschung.


In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Jaun