Der ranz des vaches

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Lyôba, lyô-ô-ba... Im richtigen Moment skandiert, werden diese wenigen Silben jeden und jede vereinen. Der von Abbé Bovet harmonisierte Ranz des vaches ist eines der populärsten Lieder, auch über die Schweizer Grenzen hinaus. Die Ursprünge dieses mündlich überlieferten Hirtenliedes lassen sich nicht datieren, aber die ersten schriftlichen Aufzeichnungen gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Diese Lieder, die in mehreren Regionen der Schweiz in anderen Variationen existieren, wurden wahrscheinlich ursprünglich dazu verwendet, das Vieh zum Melken zu rufen oder die Tiere zu beruhigen.
Im 19. Jahrhundert wird der Ranz des vaches durch die Etablierung von Mythen, die mit der Entstehung des Bundesstaates einhergehen, zu einer Art Nationalhymne, da die Bergwelt als Wiege des Schweizer Vaterlandes angesehen wird. Der Ranz des vaches de la Gruyère wurde in die grossen Volksfeste übernommen und ab 1819 mit der Fête des Vignerons in Vevey verbunden, wo er sich bald als Höhepunkt des Festes durchsetzte.
Diese bescheidene Melodie inspirierte auch viele Komponisten wie Beethoven, Liszt und Wagner, die es eilig hatten, die Welt der Hirten heraufzubeschwören. Seit dem 17. Jahrhundert wird sogar erzählt, dass es die Macht hatte, Schweizer Soldaten im Ausland zum Desertieren zu bewegen und sie mit Melancholie zu schlagen. Das zeigt, wie viel Magie der Ranz des vaches bis heute auslöst!
Hier, etwas oberhalb der Kapelle Pont du Roc, wird im Ranz des vaches die Episode der Herde beschrieben, die durch ein Hochwasser am Ort Basses-eaux (Bachè j'Ivouè) am Zusammenfluss des Jaunbachs und des Riau du Gros Mont, von dem die Herde herunterkam, blockiert wurde. Nachdem sie den Pfarrer mit fettem Käse versorgt und versprochen hatten, ihn wieder aufzusuchen, konnten die Senner endlich passieren.
Lè j’armayi di Kolonbètè
Dè bon matin chè chon lèvâ.
Kan chon vinyê i Bachè j’Ivouè
Tsankro lo mè! n’an pu pachâ.
Die Senner von Les Colombettes
Früh am Morgen sind sie aufgestanden.
Als sie zu den Basses-Eaux kamen
Der Schanker nagt an mir! Sie konnten nicht durchgehen.
